Mit dem Begriff Anthropomorphismus bezeichnet man das Zuschreiben menschlicher Eigenschaften gegenüber Tieren, Göttern, Naturgewalten und Ähnlichem (eine Vermenschlichung).
Ein Blick genügt …
Guckt der Emu wachsam und das Huhn bekifft? Kann man Tiere betrachten, ohne in ihnen menschliche Eigenschaftem zu sehen?
Aus Literatur und Kunst sind wir von klein auf an die anthropomorphe Darstellung von Tieren gewöhnt. Wir finden sie in Aesops Fabeln und Grimms Märchen, in Kinderbüchern wie Paddington Bär und in Comics wie Fritz the Cat. Des weiteren in Subkulturen wie den Furrys oder Kemonos.
Hinsichtlich des Anthropomorphismus lohnt die Frage, wie wir Tiere betrachten. Hierzu zwei entgegengesetzte Positionen:
René Descartes (1596 bis 1650) sah Menschen als Einheit von Körper und Geist an, denen er Emotionen, Absichten und flexibles Verhalten zusprach. Demgegenüber postulierte er, dass alles an Tieren gemäß mechanischen Gesetzmäßigkeiten erklärt werden könne, sie also nur Körper seien. Tiere seien quasi Automaten.
Charles Darwin (1809 bis 1882) hingegen erkannte, dass es keinen fundamentalen Unterschied zwischen Mensch und Tier gäbe.
Um zu entscheiden, ob Tiere in Darstellungen anthropomorphe Züge tragen, müsste man eine Grenze zwischen Mensch und Tier benennen. Diese ist bei Descartes klar definiert, bei Darwin hingegen begegnen wir einem Kontinuum und eine Grenze wäre mehr oder weniger willkürlich.
Aber eines frage ich mich: Wie würde Descartes den Blick des Emus beschreiben?
Der Emu ist Teil einer Reihe von Monotypien, die allesamt Vögel porträtieren. Bei diesen Monotypien wurde lediglich das Auge und manchmal der Schnabelwinkel zeichnerisch ausgearbeitet.
Aktuell sind 5 dieser Monotypien in der Ausstellung „Neonleise“ in Nürnberg zu sehen.

Auge nach dem Druck.

Auge nach dem Überzeichnen.

„Emu“ – Monotypie
Acryl / Tusche / Farbstift
Fabriano® 220 g/m2
50 x 40 cm