Zwischen Flaum und Federn

Im Tiergarten Nürnberg stand bei einem gigantischen Küken ein massiver Wandel des Erscheinungsbildes an: Das Andenkondorküken wechselte sein Gefieder.

Eine echte Herausforderung, was das Zeichnen betraf. Dieses Küken würde ich seit seinem Schlupf eher als skurril denn als niedlich bezeichnen. Ein runzliger, kahler Kopf, der im überbordenden Gewuschel des Körperflaumes manchmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen war. Dazu drängten nun vermehrt glatte, glänzende Federn an die Oberfläche, die den pastoralen Charakter des erwachsenen Vogels bereits erahnen ließen.

Nachdem ich mich einen ganzen Nachmittag mit Bleistift und Aquarell abgemüht hatte, brachten letztlich zwanzig schnelle Minuten mit Tusche, Feder und Borstenpinsel den Durchbruch.

Tuschezeichnung - Andenkondorküken

„Zwischen Flaum und Federn“ – Andenkondorküken aus dem Skizzenbuch
Aquarell / Tusche
Aquarellpapier, 200 g/m2
29 x 21 cm

Raapauken

Anlässlich der laufenden Ausstellung in der Egidienkirche in Nürnberg (siehe Beitrag „Besucher beäugen“) wurde ich gefragt, ob es noch andere Raben gäbe: Ja, gibt es!
Mittlerweile bevölkern zahlreiche Raben Skizzenbücher, Büttenpapiere und Postkarten. Aber sie sind beileibe nicht alle guter Dinge, sondern müssen sich ab und zu das Ungemach von der Seele motzen.

Zeichnung – "Beef"

„Beef!“ – aus der Raben-Serie
Aquarell / Tusche

Arches® Bütten, 300 g/m2
40 x 30 cm

Ene mene muh …

… und raus bist du!

Bereits im Januar 2019 trugen einige meiner Raben Maske. Die Idee bestand darin, oberflächlichen Humor mit historisch gewachsenem Unbehagen zu kombinieren und somit eine hübsche Vielschichtigkeit zu erreichen: Das Lachhafte, einen Vogel als Vogel zu maskieren, träfe auf das Bild des Pestdoktors sowie auf die mitteleuropäische Mär von Krähenvögeln als Boten des Todes und des Unglücks.

Im Jahr darauf änderte sich alles: Die Corona-Pandemie schwappte über den Globus. Plötzlich trug alles Maske: Statuen, Plüschtiere, Böhmermanns Triceratops im zdf magazin royal

Als ich nun im Mai 2023 für eine Ausstellung ein paar Raben zusammenstellen durfte, stellte sich mir die Frage, ob mein maskierter Rabe eine gute Wahl wäre. Obwohl diese Arbeit meiner Ansicht nach zu meinen besten gerhört, entschied ich mich dagegen: Wie würden Betrachtende diesen Raben wahrnehmen? Vor dem Hintergund der Corona-Pandemie schien mir die „hübsche Vielschichtigkeit“ zu einem plumpen Gag zu schrumpfen.

Skizze – Rabe mit Maske, 14. Januar 2019

Erste Umsetzung der Idee im Skizzenbuch – Januar 2019

Zeichnung – "corvus corone"

„Corvus corona“ – aus der Raben-Serie
Aquarell / Tusche

Arches® Bütten, 300 g/m2
40 x 30 cm

Besucher beäugen

Am Freitag, den 19. Mai 2023, eröffnet die Ausstellung „Locked out“ – curt.de/lockedout –, an der ich mit drei meiner schwarzen Gesellen beteiligt bin.

Die Auststellung findet in einer mächtigen Barock-Kirche in der Innenstadt Nürnbergs statt, die Raum genug für den größten meiner Raben bietet. Nun darf der „corvus curious“ sowohl Ausstellungsbesucher als auch Kirchgänger neugierig von seiner privilegierten Warte aus beobachten. Oder meint etwa jemand, es wäre andersherum?

Zeichnung – "Corvus curiosus"


„corvus curiosus“ – aus der Rabenserie
Tusche

Arches® Bütten, 300 g/m2
67 x 52,5 cm

Zeichnung – "Mitblickend"

„Im Bilde“ – aus der Raben-Serie
Tusche

Arches® Bütten, 300 g/m2
30 x 40 cm

Ausstellungsankündigung

Frisches Schlannengrün

Ob sie die kleine Kugel wohl auch noch schafft?

Der erste Entwurf der diesjährigen Weihnachtskarte spielte noch mit der Idee, das Gemälde „Der Sündenfall“ von Lucas Cranach aufzugreifen: Eva reicht Adam eine Weihnachtskugel, im Hintergrund aufmerksam beobachtet von der Beraterschlange, die sich im Baume windet.

Tja, nicht schlange gefackelt … schnell verhauchte der leise Anflug von Konsumkritik und Antoine de Saint-Exupéry ließ grüßen. Besser ist das.

Natürlich käuflich: In der Museumsbuchhandlung Walther König im Neuen Museum in Nürnberg oder für 1,50 € pro Stück direkt bei mir.

Karte – "Schlannengrün"

Karte – „Schlannengrün“
210 x 98 mm
Karton 265 g/m
2
Motivseite glänzend, UV-Lack beschichtet

Cestoda sententia

Der Satzbandwurm … oder doch eine Blindtextschleiche?

Bedroht durch das Auftauchen invasiver Arten wie dem Twitterwesen ist der Satzbandwurm doch arg in Bedrängnis geraten. Nur in intellektuellen Habitaten findet er noch ausreichend Raum für seine komplexe Fortpflanzung.

Eine Verwechslungsmöglichkeit des Satzbandwurms besteht nur mit der Blindtextschleiche. Sie trägt jedoch die verbreitete Lorem-Ipsum-Textur auf dem Rücken.

Gleich nach dem Einstellen dieser Illustration auf Instagram wurden meine Albernheiten weitergesponnen: Es war von eitlen Tieren und Blicken in den Satzspiegel die Rede und jemand postete seinen Kommentar gar in Blindtext. Einfach herrlich!

Raben rocken

Raben und Krähen, tiefschwarz und hochintelligent. Inzwischen sind es weit über 50 Stück, die sich in allen möglichen Situationen und Gemütszuständen auf meinen Papieren tummeln.

Manche dieser dunklen Gesellen sperren sich dagegen, porträtiert zu werden: Sie trotzen mit Tuscherotz. In solchen Fällen neige ich dazu, sie wüst zu beschimpfen – und glauben Sie mir, kein Rabe lässt sich gern als „dummes Huhn“ betiteln. Jetzt wird die Sache persönlich!

Zeichnung – "Finsterling"

„Finsterling“ – aus der Raben-Serie
Tusche
Arches® Bütten, 300 g/m2
40 x 30 cm

Frühling im Februar

Das Klima schlug zu. Es wurde warm, richtig warm. Die Menschenmassen gerieten in Bewegung und sammelten sich zur Völkerwanderung.

Am nächsten Morgen wurden wir zu Kulturfolgern: Die Gänse futternd, ich zeichnend, beide suchend.

Für diese Zeichnung vom Februar 2021 verwendete ich erstmals einen japanischen Füllfederhalter mit einer „Fude Nib“, einer aufwärts gebogenen Zeichenfeder. Der wunderbar nasse Strich dieses Federtyps überzeugte auf Anhieb.

„Frühling im Februar“ – 2021 am Dutzendteich in Nürnberg
Aquarell / Tusche

Aquarellkarton, 300 g/m2
38 x 28 cm

Seelentröster

Im November, wenn sich die dunklen Wolken enger um die Stadt legen, beginnt die Zeit, in der man sich mit gutem Essen tröstet. Zu einem solchen Essen gehören erstens Kartoffeln, zweitens Kartoffeln und drittens … ich beginne mich zu wiederholen.

Sie sind skeptisch? Dann sollten Sie unbedingt einmal ostfriesische Kleikartoffeln probieren: Außen schmuddelig, innen pures Gold. Danach sprechen wir weiter.

Skizze zweier Kleikartoffeln aus Wybelsum.