Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal eine Muräne zeichnen würde …
Laut einem Roman von Robert Harris trug Neros Lieblingsmuräne einen goldenen Ring. Ein Bild, das mich nicht losließ. Muränen waren zu Neros Zeiten Statussymbole, quasi die Koikarpfen der Römer.
Na, hoffentlich kommt niemand auf die Idee, dass Piercings bei den Kois eine gute Idee wären …
Bislang existiert die Muräne nur im Skizzenbuch, aber vielleicht schafft sie es aufgrund ihres schönen Schwunges noch ins große Büttenformat.
Mein derzeitiger Lieblingsfisch im Tiergarten Nürnberg ist ein kleiner Warzen-Anglerfisch. Wie mir ein Tierpfleger erzählte, tarne er sich im Jungfischalter als giftige Nacktschnecke – manche Tiere behielten dieses Aussehen sogar ihr Leben lang bei.
Sprachlich unwiderstehlich ist seine Jagdmethode: Sie nennt sich „Saugschnappen“. Dieser Fisch reißt sein Maul derart schnell auf, dass ein Unterdruck entsteht und die Beute hineingesaugt wird. Ein Schauspiel, welches sich vor Ort gut beobachten lässt.
Die Farben dieses Fisches – zeichnerisch noch gut umzusetzen – wiesen den Scanner in seine Grenzen. Ein fast fluoreszierendes, weißliches Gelb und ein Purpurlila bilden einen Komplementärkontrast vom Feinsten. Zudem wurden die im Schatten liegenden Partien des Fisches blau untermalt.
„Ungeheuerlich“ – Warzen-Anglerfisch Aquarell / Farbstift Arches® Bütten, 300 g/m2 40 x 30 cm
Im Tiergarten Nürnberg stand bei einem gigantischen Küken ein massiver Wandel des Erscheinungsbildes an: Das Andenkondorküken wechselte sein Gefieder.
Eine echte Herausforderung, was das Zeichnen betraf. Dieses Küken würde ich seit seinem Schlupf eher als skurril denn als niedlich bezeichnen. Ein runzliger, kahler Kopf, der im überbordenden Gewuschel des Körperflaumes manchmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen war. Dazu drängten nun vermehrt glatte, glänzende Federn an die Oberfläche, die den pastoralen Charakter des erwachsenen Vogels bereits erahnen ließen.
Nachdem ich mich einen ganzen Nachmittag mit Bleistift und Aquarell abgemüht hatte, brachten letztlich zwanzig schnelle Minuten mit Tusche, Feder und Borstenpinsel den Durchbruch.
„Zwischen Flaum und Federn“ – Andenkondorküken aus dem Skizzenbuch Aquarell / Tusche Aquarellpapier, 200 g/m2 29 x 21 cm
Die diesjährige Weihnachtskarte ist nun am Start und wie immer käuflich. Sie finden sie in der Buchhandlung Walther König im Neuen Museum in Nürnberg – neben vielen verführerischen Büchern.
Es ist draußen zu ungemütlich? Wie immer können Sie alle Karten auch direkt bei mir bestellen.
Und: Falls Sie mich im Tiergarten Nürnberg beim Zeichnen antreffen, dürfen Sie mich auch gerne persönlich ansprechen …
Karte – „Flüchtige Ahnung“ 148 x 105 mm Karton 265 g/m2 Motivseite glänzend, UV-Lack beschichtet
Anlässlich der laufenden Ausstellung in der Egidienkirche in Nürnberg (siehe Beitrag „Besucher beäugen“) wurde ich gefragt, ob es noch andere Raben gäbe: Ja, gibt es! Mittlerweile bevölkern zahlreiche Raben Skizzenbücher, Büttenpapiere und Postkarten. Aber sie sind beileibe nicht alle guter Dinge, sondern müssen sich ab und zu das Ungemach von der Seele motzen.
„Beef!“ – aus der Raben-Serie Aquarell / Tusche Arches® Bütten, 300 g/m2 40 x 30 cm
Bereits im Januar 2019 trugen einige meiner Raben Maske. Die Idee bestand darin, oberflächlichen Humor mit historisch gewachsenem Unbehagen zu kombinieren und somit eine hübsche Vielschichtigkeit zu erreichen: Das Lachhafte, einen Vogel als Vogel zu maskieren, träfe auf das Bild des Pestdoktors sowie auf die mitteleuropäische Mär von Krähenvögeln als Boten des Todes und des Unglücks.
Im Jahr darauf änderte sich alles: Die Corona-Pandemie schwappte über den Globus. Plötzlich trug alles Maske: Statuen, Plüschtiere, Böhmermanns Triceratops im zdf magazin royal …
Als ich nun im Mai 2023 für eine Ausstellung ein paar Raben zusammenstellen durfte, stellte sich mir die Frage, ob mein maskierter Rabe eine gute Wahl wäre. Obwohl diese Arbeit meiner Ansicht nach zu meinen besten gerhört, entschied ich mich dagegen: Wie würden Betrachtende diesen Raben wahrnehmen? Vor dem Hintergund der Corona-Pandemie schien mir die „hübsche Vielschichtigkeit“ zu einem plumpen Gag zu schrumpfen.
Erste Umsetzung der Idee im Skizzenbuch – Januar 2019
„Corvus corona“ – aus der Raben-Serie Aquarell / Tusche Arches® Bütten, 300 g/m2 40 x 30 cm
Optisch sind die beiden Emus im Tiergarten Nürnberg kaum auseinanderzuhalten. Anfangs dachte ich, die Henne an ihrem wachen Blick erkennen zu können, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher …
À propos: Haben Sie schon einmal vom „Great Emu War“ gehört?
„Emu“ – Tiergarten Nürnberg Aquarell / Farbstift Aquarellpapier, 200 g/m2 29 x 21 cm
Tentakelfeucht, frisch aus dem Druck – die Weihnachtskarte 2022.
Die Kugel, die Kugel – seufz! Schimmern sollte sie, nicht glänzen. Erst eine feine Lavur brachte den gewünschten Effekt: Die Oberseite der Kugel leuchtet in einem warmen Tomatenton, die verschattete Unterseite dämmert in kaltem Krapplack.
Krapplack ist ein Klassiker unter den Pigmenten und wird seit über 3000 Jahren für die Herstellung von Farben verwendet. Ursprünglich wurde es aus der Wurzel des Färberkrapps gewonnen, bevor es seit 1869 synthetisch hergestellt werden konnte.
Wie immer käuflich: Die Karte erhalten Sie in der Museumsbuchhandlung Walther König im Neuen Museum Nürnberg oder direkt bei mir.
Karte – „Weihnachtsgekrakel“ 105 x 148 mm Karton 265 g/m2 Motivseite glänzend, UV-Lack beschichtet
Wenn ich Vögel zeichne, bediene ich mich ab und zu eines einfachen, aber wirkungsvollen Tricks. Diesen könnte man als Mona-Lisa-Effekt bezeichnen: Der Mundwinkel des Tieres zeigt weder eindeutig nach oben noch eindeutig nach unten. Die dadurch entstehende Doppeldeutigkeit, unterstreicht den Eindruck des „schrägen Vogels“.
Bei dem hier gezeigten Vogel handelt es sich um einen Waldrapp, eine Vogelart, die bis Mitte des 17. Jahrhunderts bei uns in Europa heimisch war. Mittlerweile versucht man diese Tiere mit aufwändigen Programmen wieder anzusiedeln. Dies ist besonders herausfordernd, da es sich um Zugvögel handelt, die ihr Zugvogelverhalten erst wieder erlernen müssen. Mehr erfahren Sie hier.