Zurück zu den Anfängen dieses Blogs und damit zu den Kopffüßern.
Kraken zu zeichnen sorgt für gute Laune. Wen interessiert es schon, dass die Pazifischen Riesenkraken eigentlich einen rötlichen Ockerton tragen, wenn gerade noch Blau auf der Palette prangt?
Ich übrigens überzeugt, wenn Kraken ein wenig länger lebten, hätten sie die Weltherrschaft inne …
Anlässlich der laufenden Ausstellung in der Egidienkirche in Nürnberg (siehe Beitrag „Besucher beäugen“) wurde ich gefragt, ob es noch andere Raben gäbe: Ja, gibt es! Mittlerweile bevölkern zahlreiche Raben Skizzenbücher, Büttenpapiere und Postkarten. Aber sie sind beileibe nicht alle guter Dinge, sondern müssen sich ab und zu das Ungemach von der Seele motzen.
„Beef!“ – aus der Raben-Serie Aquarell / Tusche Arches® Bütten, 300 g/m2 40 x 30 cm
Bereits im Januar 2019 trugen einige meiner Raben Maske. Die Idee bestand darin, oberflächlichen Humor mit historisch gewachsenem Unbehagen zu kombinieren und somit eine hübsche Vielschichtigkeit zu erreichen: Das Lachhafte, einen Vogel als Vogel zu maskieren, träfe auf das Bild des Pestdoktors und auf die mitteleuropäische Mär von Krähenvögeln als Boten des Todes und des Unglücks.
Im Jahr darauf änderte sich alles: Die Corona-Pandemie schwappte über den Globus. Plötzlich trug alles Maske: Statuen, Plüschtiere, Böhmermanns Triceratops im zdf magazin royal …
Als ich nun im Mai 2023 für eine Ausstellung ein paar Raben zusammenstellen durfte, stellte sich mir die Frage, ob mein maskierter Rabe eine gute Wahl wäre – meiner Ansicht nach eine meiner besten Arbeiten. Ich entschied mich dennoch gegen diese Arbeit: Wie würden Betrachtende diesen Raben wahrnehmen? Vor dem Hintergund der Corona-Pandemie schien mir die „hübsche Vielschichtigkeit“ zu einem plumpen Gag zu schrumpfen.
Erste Umsetzung der Idee im Skizzenbuch – Januar 2019
„Corvus corona“ – aus der Raben-Serie Aquarell / Tusche Arches® Bütten, 300 g/m2 40 x 30 cm
Am Freitag, den 19. Mai 2023, eröffnet die Ausstellung „Locked out“ – curt.de/lockedout –, an der ich mit drei meiner schwarzen Gesellen beteiligt bin.
Die Auststellung findet in einer mächtigen Barock-Kirche in der Innenstadt Nürnbergs statt, die Raum genug für den größten meiner Raben bietet. Nun darf der „corvus curious“ sowohl Ausstellungsbesucher als auch Kirchgänger neugierig von seiner privilegierten Warte aus beobachten. Oder meint etwa jemand, es wäre andersherum?
„corvus curiosus“ – aus der Rabenserie Tusche Arches® Bütten, 300 g/m2 67 x 52,5 cm
„Im Bilde“ – aus der Raben-Serie Tusche Arches® Bütten, 300 g/m2 30 x 40 cm
Optisch sind die beiden Emus im Tiergarten Nürnberg kaum auseinanderzuhalten. Anfangs dachte ich, die Henne an ihrem wachen Blick erkennen zu können, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher …
À propos: Haben Sie schon einmal vom „Great Emu War“ gehört?
„Emu“ – Tiergarten Nürnberg Aquarell / Farbstift Aquarellpapier, 200 g/m2 29 x 21 cm
Tentakelfeucht, frisch aus dem Druck – die Weihnachtskarte 2022.
Die Kugel, die Kugel – seufz! Schimmern sollte sie, nicht glänzen. Erst eine feine Lavur brachte den gewünschten Effekt: Die Oberseite der Kugel leuchtet in einem warmen Tomatenton, die verschattete Unterseite dämmert in kaltem Krapplack.
Krapplack ist ein Klassiker unter den Pigmenten und wird seit über 3000 Jahren für die Herstellung von Farben verwendet. Ursprünglich wurde es aus der Wurzel des Färberkrapps gewonnen, bevor es seit 1869 synthetisch hergestellt werden konnte.
Wie immer käuflich: Die Karte erhalten Sie in der Museumsbuchhandlung Walther König im Neuen Museum Nürnberg oder direkt bei mir.
Karte – „Weihnachtsgekrakel“ 105 x 148 mm Karton 265 g/m2 Motivseite glänzend, UV-Lack beschichtet
Radierung ist ein schmutziges Geschäft – es sei denn man lässt die Farbe in der Tube. Für die Prägung in bleichem Bütten kam nur ein Pottwal in Frage. Walweiß sozusagen.
Hahnemühle® Bütten-Kupferdruckkarton, 300 g/m2 Papierformat ca. 27 cm x 20 cm 60 Euro inkl. Mwst.
Wenn ich Vögel zeichne, bediene ich mich ab und zu eines einfachen, aber wirkungsvollen Tricks. Diesen könnte man als Mona-Lisa-Effekt bezeichnen: Der Mundwinkel des Tieres zeigt weder eindeutig nach oben noch eindeutig nach unten. Die dadurch entstehende Doppeldeutigkeit, unterstreicht den Eindruck des „schrägen Vogels“.
Bei dem hier gezeigten Vogel handelt es sich um einen Waldrapp, eine Vogelart, die bis Mitte des 17. Jahrhunderts bei uns in Europa heimisch war. Mittlerweile versucht man diese Tiere mit aufwändigen Programmen wieder anzusiedeln. Dies ist besonders herausfordernd, da es sich um Zugvögel handelt, die ihr Zugvogelverhalten erst wieder erlernen müssen. Mehr erfahren Sie hier.
Zu meinen Lieblingsillustratoren gehört Toni di Terlizzi. Insbesondere dessen Darstellungen in dem Buch „Arthur Spiderwick’s Field Guide to the Fantastical World Around You“ ziehen mich in ihren Bann. Dort wimmelt es nur so von Irrwichten, Kobolden und Trollen.
Wie hat er diese nur hinbekommen? Lange Zeit dachte ich, es wären Aquarelle, aber gefehlt: Das Geheimnis liegt in stark verdünnten Guachefarben, wie er in einem Beitrag erzählte. Diese wasserlöslichen Farben kannte ich noch nicht, also rasch eine Tube gekauft …
Was soll ich sagen? Diese Farben taugen nicht nur zum zarten Kolorieren von Kobolden.
Bislang besitze ich nur einen Grünton – aber was für einen!
Allein das Wort „Delfin“ lässt manche Menschen in Verzückung geraten. Sie sehen lächelnde Tiere vor sich, die in Notlagen schon einmal über Bord gegangene Matrosen an den sicheren Strand tragen. Da können sich die Einhörner warm anziehen.
Ich scheine gegen Einhörner immun zu sein, aber auch mich faszieniert es, wenn die Großen Tümmler im Nürnberger Tiergarten an die Scheibe ihres Beckens kommen, um zu sehen, was sich auf der trockenen Seite des Lebens abspielt: Ein Skizzenbuch ist für sie am interessantesten, wenn man es in die Luft wirft und wieder auffängt …
„Großer Tümmler“ – Tiergarten Nürnberg Pastellkreide und Farbstift auf Packpapier 48,5 x 33,5 cm